Partnerschaft auf Augenhöhe

Neben Einzelprojekten mit Unternehmen geht die Empa auch gezielt strategische und langfristige Industriepartnerschaften ein. Die Kooperation mit BASF ist ein Beispiel dafür: Begonnen mit einer Projektzusammenarbeit zur Herstellung von Graphen-Nanostrukturen im Jahr 2011, sind im Laufe der Zeit zahlreiche weitere Themenfelder mit verschiedenen Forschungsgruppen der Empa gemeinsam bearbeitet worden. Seit 2017 ist das «Scouting & Academic Collaborations»-Team von BASF mit eigenen Räumlichkeiten an der Empa angesiedelt. Im Interview gibt Alice Glättli, Senior Vice President Group Research bei BASF, Einblick in die Beweggründe, die zu dieser strategischen Partnerschaft geführt haben.
Olivier Enger, Senior Innovation Manager, BASF; Alice Glättli, Senior Vice President, Group Research, BASF; Tanja Zimmermann, Direktorin der Empa; Matthias Halusa, Geschäftsführer BASF Schweiz (v.l.n.r.). Bild: Marion Nitsch / Empa

Frau Glättli, BASF ist in fast 100 Ländern mit eigenen Labors und Produktionsstandorten vertreten. Wie kam es zur Partnerschaft mit der Empa?

Wir sind davon überzeugt, dass nur mit Innovationen aus der Chemie die drängenden Zukunftsfragen gelöst werden können. Das motiviert uns Tag für Tag, Lösungen für die grössten Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln – damit wir einen Beitrag leisten, um das Klima besser schützen, die begrenzten Ressourcen optimal nutzen und eine schnell wachsende Weltbevölkerung mit Nahrung, Energie und sauberem Wasser versorgen zu können. Wir setzen dabei unter anderem auf die Stärke der «Co-Creation», des gemeinsamen Erarbeitens von Lösungen. Denn Innovationen entstehen oftmals nicht in einzelnen Unternehmen oder Forschungslabors, sondern im Austausch von Wissen und Erfahrung. Partnerschaften sind für uns daher der Schlüssel zum Erfolg. Bei BASF gibt es im Forschungsbereich eine Einheit, deren Aufgabe es ist, weltweit Technologietrends zu bewerten und Zukunftstechnologien zu identifizieren. Diese Einheit verknüpft externe mit internen Netzwerken. Der Schwerpunkt des Schweizer Teams dieser «Scouting & Academic Collaborations»-Einheit liegt auf der Inkubation von Technologien, die den schonenden Einsatz von Ressourcen und Energie ermöglichen, die Lebensqualität in puncto Akustik, Licht, Luft und anderer für die Gesundheit relevanter Aspekte verbessern sowie zur Kreislaufwirtschaft beitragen. Bei der Suche nach exzellenten Partnern auf diesen Gebieten landet man unweigerlich an der Empa, der ETH Zürich und der EPFL.

Was waren die Beweggründe von BASF, ein eigenes Team an der Empa zu «stationieren»?

Die Entwicklung von Lösungen für die Nachhaltigkeitsanforderungen unserer Kunden ist in der Regel ein schrittweiser Prozess. Dabei gilt es, gemeinsam Ideen zu entwickeln, sich häufig und zeitnah auszutauschen und eng zusammenzuarbeiten. Das geht am besten, wenn man an einem gemeinsamen Standort arbeitet. Der Empa-Campus bietet eine ideale Plattform, um das Know-how der BASF-Expertinnen und -Experten mit der Spitzenklasse der Schweizer Forschungsinstitutionen sowie innovativen Start-ups und anderen Industriepartnern zusammenzuführen.

BASF ist Hauptpartner der NEST-Unit «STEP2». Welche konkreten Erkenntnisse zieht BASF nun aus der Realisierung dieser Unit?

In der Bauphase von «STEP2» haben wir den einzigartigen, kollaborativen Ansatz von NEST für mehrere zukunftsweisende Innovationsprojekte genutzt. So haben wir beispielsweise gemeinsam mit anderen Partnern eine innovative Akustikbox entwickelt, die in die Decke integriert werden kann. Das eingesetzte 3D-Druck-Verfahren ermöglicht es, die Box einfach an die Deckenform anzupassen, Geometrie und Leistung der Box zu optimieren sowie die akustischen Eigenschaften zu verbessern. Im Inneren der Box wird ein rezyklierbarer Tonschaum von BASF verwendet, der für eine angenehme Raumakustik sorgt – und ein erstaunliches Isolationsergebnis bei geringem Materialeinsatz liefert. Zudem haben wir nach den Prinzipien des «Upcyclings», Verfahren und Materialien entwickelt, um aus Abfallstoffen leistungsfähige Oberflächenbeläge zu schaffen. So können dank innovativer Bindemittel alte Denim-Fasern rezykliert und für die Herstellung von Bodenplatten genutzt werden. Ein ähnliches Verfahren ermöglicht die Herstellung von langlebigen und hochwertigen Möbeloberflächen aus Kaffeesatz. Die reale Umsetzung dieser Technologien im NEST ist für uns und damit auch für unsere Kunden von enormer Bedeutung und so freuen wir uns, dass wir «STEP2» auch künftig als «Co-Creation»-Plattform und Innovationswerkstatt nutzen können.