Hier starten Jungfirmen durch

Seit Jahren können Start-ups auf die Unterstützung der «Business Inkubatoren» glatec und Startfeld zählen. Sie begleiten die Jungunternehmen der Empa auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit – und das äusserst erfolgreich, wie die bislang 37 gegründeten Spin-offs zeigen.
Die Gründer des erfolgreich verkauften Empa-Spin-offs «MIRO Analytical», Oleg Aseev (links) und Morten Hundt, mit dem Prototyp des von ihnen entwickelten Messgeräts zur Messung von Luftschadstoffen. Bild: Empa

Instrumente zur Messung von Luftschadstoffen sind meist komplex, teuer und verbrauchen viel Energie, da jedes Gas mit einer anderen Methode gemessen wird. Ganz anders die Multigasanalysatoren von «MIRO Analytical»: Sie analysieren mit nur einem Gerät bis zu zehn Treibhausgase und Schadstoffe gleichzeitig schnell und präzise. Ziel bei der Gründung des Empa-Spin-offs aus Wallisellen war es, Luftqualitäts- und Treibhausgasmessungen einfacher, genauer und günstiger zu machen – was auch gelang: Seit vergangenem Herbst ist «MIRO Analytical» mehrheitlich im Besitz der «Bruker Corporation», eine Unternehmensgruppe im Bereich der instrumentellen Analytik mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Massachusetts. Nach «IRsweep» und «CTSystems» wurde damit ein weiteres Empa-Spin-off von einem Marktführer übernommen.

Starthilfe für Jungunternehmen

«Ein erfolgreicher Exit, also der Verkauf eines Start-ups, ist bei hochtechnologisierten Nischenprodukten eher selten, da diese meist langsam wachsen und fast nie den Besitzer wechseln», sagt Mario Jenni, seit der Gründung Geschäftsführer des glatec. Der Förderverein glatec betreibt in Dübendorf seit 2009 erfolgreich einen «Business Inkubator» die Empa, Eawag und neu auch für die WSL, um Unternehmensgründungen im Bereich der Materialwissenschaften, Umweltwissenschaften und Technologie zu erleichtern und zu fördern. Durchschnittlich sind im glatec etwa zehn Jungfirmen eingemietet, die ganz unterschiedliche Unterstützung benötigen – von Räumlichkeiten über Marktabklärungen bis hin zu Coaching für Gespräche mit potenziellen Investoren.

Jedes Jahr kommen so etwa vier neue Spin-offs dazu – meist zwei der Empa, eines der Eawag und ein weiteres externes, zum Beispiel von der ETH Zürich. Einen zusätzlichen Schub hat die Start-up-Förderung durch das «Empa Entrepreneur Fellowship» erhalten, das junge Forschende ein Jahr lang bei der Firmengründung unterstützt. Beispielsweise gründete der so geförderte Empa-Forscher Abdessalem Aribia zusammen mit Moritz Futscher 2023 das Empa-Spin-off «BTRY», das sogleich vom «Business Innovation Center Switzerland» der Europäischen Weltraumorganisation ESA aufgenommen wurde. Ihre Dünnschichtbatterien sind sicherer, langlebiger und umweltfreundlicher in der Herstellung als herkömmliche Lithiumionen-Akkus.

Transformation zu Jungunternehmern

Das Pendant zu glatec in Dübendorf ist Startfeld in St. Gallen. 2010 wurde der Förderverein von der Empa zusammen mit der Universität St. Gallen, der Fachhochschule Ost und der Stadt St. Gallen gegründet und übernahm die Aktivitäten des früheren «Business Inkubators» TEBO der Empa. Startfeld wurde 2024 erstmals mit dem renommierten «Financial Times Award» ausgezeichnet und gehört somit zu Europas führenden «Start-up Hubs». Eine weitere Erfolgsgeschichte, die sich auch in den Standort-übergreifenden Zahlen spiegelt: Die bisher 37 gegründeten Spin-offs der Empa beschäftigen zusammen mit den weiteren Start-ups in den beiden «Business Inkubatoren» insgesamt mehr als 1100 Mitarbeitende – was grob einer Verdopplung der Anzahl Arbeitsplätze, bezogen auf die Empa, entspricht.

Was braucht es also, um als Jungunternehmen erfolgreich zu sein? Die Fragestellungen sind gemäss Peter Frischknecht, seit 2011 Leiter von Startfeld, in der Wissenschaft deutlich anders als in der Wirtschaft – es brauche also ein gewisses Umdenken bei den Neo-Entrepreneuren. «Startfeld hilft deshalb bei der Transformation der Forschenden zu Unternehmensgründern.» Er hat die Start-up-Förderung der Empa in St. Gallen über Jahre hinweg als Teil des Technologietransfer-Teams begleitet und weiterentwickelt, bis sie 2022 in den damals neuen «Switzerland Innovation Park Ost» integriert wurde. Künftig sollen Start-ups zu Beginn ihrer Wachstumsphase so noch gezielter unterstützt werden. «In der Schweiz gibt es viele gute Ideen und Patente, aber bei der Skalierung auch merkliche Zurückhaltung. Deshalb kann so manches Potenzial leider nur teilweise genutzt werden», erläutert Frischknecht die Herausforderung. Derzeit wird in Kooperation mit der Universität St. Gallen sowie der studentischen Initiative START Global der «HSG START Accelerator» aufgebaut.

Flexibilität ist zentral – und ein starkes Team

«Jungunternehmer kennen ihre Technologie bis ins letzte Detail, aber oft fehlt ihnen die Marktsicht», ergänzt Mario Jenni. Eine Erfindung wird aber nur dann erfolgreich, wenn sie ein reales Problem löst oder zumindest lindert. Unternehmerische Flexibilität ist dabei entscheidend: Wenn es nicht mehr weitergeht, sollte die Bereitschaft da sein, das Geschäftsmodell, den technologischen Fokus oder das Team anzupassen. «Allerdings ist es für die Firmengründer oft schwierig, sich von ihrer ursprünglichen Idee zu lösen und vielleicht auf ein wissenschaftlich weniger interessantes, aber dafür marktfähiges Nebenprodukt zu fokussieren.» Letztlich spielt auch das Team eine entscheidende Rolle: Vielversprechende Technologien scheitern am Markt oft aufgrund mangelnder Flexibilität und Marktorientierung. Umgekehrt können starke Teams selbst mit weniger überzeugenden Produkten Erfolg haben.