Startup Champion Seed Night: 10 Jahre Entdeckung neuer Talente
Im Jahr 2012 waren Sie Teil der ersten Ausgabe der Start-up Champion Seed Night. Heute Abend findet die 10. Ausgabe statt, die gemeinsam vom EPFL Alumni Club, dem Vizepräsidium für Innovation der EPFL und Venturelab organisiert wird. Was sind Ihre Erinnerungen an die erste Seed Night?
Wenn man ein Start-up gründet, ist jede mögliche Gelegenheit, sich vor Start-up-Experten, potenziellen Investorinnen und der Öffentlichkeit zu präsentieren, wichtig, um Erfahrungen zu sammeln. Der Wettbewerb 2012 war eine fantastische Möglichkeit, unsere Botschaft zu «pitchen» und Feedback zu bekommen, um sie zu verbessern. Ausserdem wollten wir als EPFL-Spin-off unser Unternehmen präsentieren, um unser Profil innerhalb des Campus-Ökosystems zu erhöhen. Wir nahmen auch am Mentoring-Programm des Alumni-Clubs teil (damals noch A3 genannt). Dies brachte uns in Kontakt mit mehreren Unternehmen, die schon weiter im Gründungsprozess waren, was eine grosse Hilfe war.
Inzwischen verkauft Abionic seine Geräte weltweit, hat rund 50 Mitarbeitende und arbeitet in sehr schönen Büros in Epalinges Biopôle. Als Sie 2012 an dem Wettbewerb teilnahmen, wie sahen Sie sich in 10 Jahren? Hat sich Ihr Start-up anders entwickelt, als Sie es sich vorgestellt hatten?
Im Jahr 2012 waren mein Mitgründer Iwan Märki und ich sehr optimistisch, bis wir uns mit der Realität konfrontiert sahen: einem Umfeld mit einer Dynamik, die letztlich nicht sehr wohlwollend ist gegenüber
Nicolas Durand, CEO von Abionic
technologischen Umbrüchen, insbesondere im medizinischen Bereich. Am Anfang hat alles darauf hingedeutet, dass, wenn wir mit der Entwicklung dieser Nanofluidik-Technologie ein Wunder vollbringen könnten, es einen solchen Durchbruch im Gebiet der medizinischen Diagnostik darstellen würde, dass der Rest relativ einfach wäre. Knifflig wurde es jedoch, als wir anfingen, nach Investorinnen und nach medizinischen Zentren zu suchen, in denen wir Pilotversuche durchführen konnten. In den letzten zehn Jahren sind in dieser Region sehr viele Förderprogramme für Start-ups entstanden, ebenso wie verschiedene Mentorenprogramme. Generell gibt es jetzt ein viel besseres Verständnis für die Bedürfnisse von Start-ups und für die Bedingungen, die es ihnen ermöglichen, schnell zu wachsen. Allerdings sind wir nicht in einem der neuesten Hightech-Felder wie E-Health, Blockchain oder Big Data tätig. In der Schweiz und generell in Europa sind die Investoren noch sehr zurückhaltend. Eines unserer anfänglichen Kriterien war jedoch, das Unternehmen in der Schweiz wachsen zu lassen, also mussten wir Alternativen in Form von Business Angels und Family Offices finden. Wir haben jedes Jahr Finanzierungsrunden durchgeführt, aber nicht so viel Geld gesammelt, wie wir gehofft hatten. Schliesslich hat eine Kombination von Faktoren – darunter der Theranos-Skandal (ein amerikanisches Schnelldiagnose-Start-up, dessen Manager wegen Betrugs in grossem Stil angeklagt wurden), ein erhöhter Verwaltungsaufwand aufgrund neuer Zertifizierungsstandards (ISO 13485 & IVDR), die COVID-19-Pandemie und der mögliche Zusammenbruch des Rahmenabkommens zwischen der Schweiz und der EU – die Herausforderungen für Start-ups wie unseres erhöht.
Haben Sie das Gefühl, dass Sie auf die von Ihnen genannten Hindernisse besser hätten vorbereitet sein können?
Als wir an der ersten Startup Champion Seed Night teilnahmen, sagte mir ein Unternehmer, der schon viele Start-ups gegründet hat, dass es besser ist, beim Start jung, naiv und hoffnungsvoll zu sein. Er hatte Recht. Natürlich muss man gut ausgebildet, gut informiert und stark genug sein, um die Schwierigkeiten zu überstehen, aber man muss auch eine sorglose Einstellung dazu haben, wie lange es dauert, bis man die Profitabilität erreicht. Im Übrigen gilt das auch für unsere Investorinnen, die viel Mut und Optimismus aufbringen müssen: Der Businessplan läuft nie wie geplant und es braucht oft viel Geduld.
Wie geht es für Abionic weiter und was wollen Sie in den nächsten zehn Jahren erreichen?
Nicolas Durand (Mitte), während seiner Teilnahme an der Startup Champion Seed Night 2012
Wir hoffen immer noch, dass wir das nächste Logitech werden [lacht]. Jeden Tag bemühen wir uns, das Unternehmen zu vergrössern und es zu einem grossen Erfolg zu machen. Unser Sepsis-Test, der in wenigen Minuten statt wie bisher in mehreren Stunden Ergebnisse liefert, läuft in etwa zehn Ländern sehr gut und hilft jeden Tag, Leben zu retten. Leider ist er in der Schweiz noch nicht weit verbreitet, da die Ärzteschaft dort extrem misstrauisch ist. Wir entwickeln auch einen Covid-Test sowie andere diagnostische Lösungen wie Allergietests. Wir hoffen derzeit auf eine grosse Finanzierungsrunde, um dies zu erreichen, denn wir haben es mit multinationalen Pharmakonzernen zu tun, die in einem einzigen Jahr Hunderte von Millionen für neue Tests ausgeben. Aber wir haben ein solides Team, gut ausgestattete Einrichtungen und eine fantastische Technologie: Wir sind bereit für ein schnelles Wachstum und können immense medizinisch-kommerzielle Erfolge vorweisen.
Welchen Rat haben Sie für Unternehmerinnen und Unternehmer, die gerade erst anfangen, wie die Teilnehmenden der diesjährigen Startup Champion Seed Night?
Man sollte sich so früh wie möglich mit einem Netzwerk von Unternehmen austauschen, die schon ein paar Jahre Erfahrung haben; das bewahrt einen vor vielen Fehler. Beratende und Fachleute in verschiedenen Bereichen, die mit Ihrem Geschäft zu tun haben, werden schnell notwendig werden. Deren Honorare sind jedoch in den Anfangsjahren eines Start-ups nicht gut angelegtes Geld. Ihr primäres Ziel sollte es sein, schnell und effizient Best Practices zu etablieren, indem Sie von denen lernen, die dies bereits getan haben. Schliesslich lehrte mich meine Leidenschaft für den Kunstflug eine Lektion, die auch heute noch gültig ist: In der Luft, wenn Sie ein Manöver in einer Sequenz verpassen oder es nicht ganz so abläuft, wie Sie es geplant hatten, ist es entscheidend, sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren. Wenn Sie einem vergangenen Fehler nachtrauern, werden Sie beim nächsten Mal wahrscheinlich keinen Erfolg haben. Das Gleiche gilt für Start-ups: Sie müssen immer einen kühlen Kopf bewahren und immer in die Zukunft schauen.