RobustNest, ein Inkubator für Länder südlich der Sahara
Jedes Jahr sterben auf dem afrikanischen Kontinent mehr als eine Million Neugeborene in den Stunden nach der Geburt an Unterkühlung, was häufig auf fehlende oder defekte Geräte in den Gesundheitszentren zurückzuführen ist.
Die medizinische Ausrüstung in den Ländern des Südens leidet unter zahlreichen Beschränkungen. Temperatur, Feuchtigkeit, unzureichende Stromnetze und mangelnde Ausbildung des Personals können dazu führen, dass gespendete Geräte nicht mehr funktionieren. Die EPFL verfolgt einen anderen Ansatz: «Um eine Lösung zu entwickeln, die an dieses Umfeld angepasst ist, muss man nicht nur an das Gerät denken, sondern auch daran, wie es verwendet wird», erklärt Christine Gaulis, Leiterin des Projekts GlobalNeoNat am EssentialTech Centre der EPFL. «Bei der Entwicklung medizinischer Geräte berücksichtigen wir die Schulung der Benutzenden, die wirtschaftlichen Zwänge, den Bedarf an Vertrieb, Wartung und Reparaturen.»
Um diese Lösung zu verwirklichen und Millionen von Neugeborenen in Afrika und auf der ganzen Welt Hoffnung zu geben, hat EssentialTech auf das Know-how zahlreicher Universitäten zurückgegriffen: das CHUV (Universitätsspital Lausanne), das HUG (Universitätsspitäler Genf), das CPHD (Center for Public Health & Development) in Nairobi und die ECAL/University of Art and Design Lausanne. Das Zentrum wird den von A bis Z entwickelten Inkubator, der sich perfekt an die lokalen Gegebenheiten anpassen lässt, zunächst in Kenia und dann im übrigen Afrika einführen.
Der Ausfall eines Inkubators kann in der Neugeborenenversorgung schnell dramatische Folgen haben. Schon wenige Minuten oder Stunden können für ein Neugeborenes dauerhafte Schädigungen oder sogar den Tod bedeuten.
Mehrere Stunden thermische Autonomie
Diese Herausforderung inspirierte die wichtigste Innovation des Inkubators, eine Wärmebatterie. Sie besteht aus Paraffin und nutzt die physikalischen Eigenschaften des Materials, um Wärme zu speichern und dann nach und nach abzugeben: «Auf diese Weise können wir bis zu vier Stunden thermische Autonomie ohne Strom erreichen», erklärt Dr. Michel Rochat, der technische Leiter des Projekts. Die Wärmebatterie wurde in Zusammenarbeit mit zwei Spitzenlabors der EPFL entwickelt, die von Prof. Sophia Haussener, Prof. Véronique Michaud und Prof. Christophe Moser geleitet werden.
Zusätzlich zu diesem innovativen Kern verfügt RobustNest über ein massgeschneidertes Design von Fabien Roy, das er im Rahmen seiner Masterarbeit in Produktdesign an der ECAL/Hochschule für Kunst und Design Lausanne entwickelt hat. Das Gerät ist kompakt, leicht und kann einfach zusammen- und auseinandergebaut werden, damit alle Teile gereinigt und sterilisiert oder bei Bedarf ausgetauscht werden können. Es verfügt über eine ergonomische und benutzerfreundliche Schnittstelle, die alle Funktionen mit Piktogrammen anzeigt. Es wird durch einen soliden Metallbügel geschützt, der auch als Griff dient und das Gerät beim Transport im Auto sichern kann.
Der RobustNest-Prototyp wurde unter Einhaltung der strengsten europäischen Normen gebaut. Kürzlich wurde er zum Schweizer Gewinner des James-Dyson-Preises gekürt und hat diesen Herbst an internationalen Designmessen teilgenommen, wo er weitere Auszeichnungen erhalten hat.
Sein erfolgreicher Einsatz in der Praxis hängt von der aktuellen Finanzierungsrunde ab: «Weitere Finanzmittel sind in dieser Phase entscheidend», sagt CPHD-Gründer Dr. Bernard Olayo, der das Projekt unbedingt verwirklichen möchte. «Dieses Projekt berücksichtigt wirklich die verschiedenen Einschränkungen in der Region, sowohl medizinisch als auch klimatisch. Dieses Gerät entspricht einem dringenden Bedarf in unseren Ländern, und wir können es kaum erwarten, es in unseren Gesundheitszentren im Einsatz zu sehen.»